2017 - 2019

Neubau eines Mehrgenerationen-Wohnprojekt mit Kindergarten für die Wahlverwandtschaften Nürnberg eG

 

 

Eine Initiative von engagierten Gruppenmitgliedern arbeitete seit 2011 an der Realisierung  eines Wohnprojekts auf dem Grundstück Hallerstraße/ Heimerichstraße im Nürnberger Stadtteil St. Johannis und gründete dazu die Genossenschaft Wahlverwandtschaften Nürnberg eG www.wahlverwandtschaften-nuernberg.de , welche als relativ kleine Genossenschaft als Wohn-Kultur-Projekt für ein selbstbestimmtes Leben in Achtsamkeit gegenüber Mensch und Natur eintritt. In vielen Arbeitstreffen rangen deren Mitglieder um Inhalt und Ausrichtung ihres gemeinschaftlichen Wohnprojekts und haben uns mit der Umsetzung Ihrer Ideen betraut. Das Grundstück selbst ist Teil einer größeren Anlage. Die junge Genossenschaft konnte ein Teilgrundstück der Anthroposophischen Gesellschaft Nürnberg in Erbpacht übernehmen. Beginnend mit einem Masterplan wurde seit 2012 gemeinsam mit den ersten Genossen die an einer städtebaulich exponierten Kreuzung im Norden Nürnbergs Zug um Zug entwickelt.

Unter hohem ehrenamtlichem Engagement der Genossen und zukünftigen Bewohner konkretisieren sich zunehmend die Konturen des ambitionierten Projekts. Unter einem Dach sollten unterschiedliche Wohnungstypen zusammen mit einer dreigruppigen Kindertagesstätte geplant und errichtet werden. Unter dem Leitbild, mehrere Generationen mit gemeinschaftlichen Räumen zu vereinen, wurde ein Drittel der Wohnungen für junge Familien, ein Drittel für „Best Ager“, die im Berufsleben stehen und ein Drittel für Senioren reserviert. Damit soll der sonst schleichend eintretenden „Ghetto“- Bildung von Wohnsiedlungen entgegengewirkt werden. Die verschiedenen Lebensphasen und Altersschichten sollen sich „mikro - städtebaulich“ überlagern und integrieren können.

 

 

Gleichzeitig wurde bei diesem Projekt bezahlbarer Wohnraum anvisiert. Es sollte möglichst allen Einkommensschichten ein Platz im Wohnprojekt offenstehen. Gerade junge Familien und Senioren haben begrenzte wirtschaftliche Möglichkeiten. Langfristig gebundene und bezahlbare Mieten sollten den Wegzug dieser Gesellschaftsgruppen aus dem städtischen Umfeld verhindern und alternative und positive Perspektiven für das Leben in der Stadt bieten.

Zwei Säulen bestimmen die Idee des Projekts: individuelles, selbstbestimmtes Wohnen wird kombiniert mit gemeinschaftlichem Eigentum. Dadurch kann der Einzelne in der Gruppe den anstehenden kulturellen, sozialen, demographischen und wirtschaftlichen Veränderungen leichter und besser gerecht werden.

Neben den Zielen Mehrgenerationen-Haus und bezahlbarer Wohnraum soll auch die Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielen: eine ökologische Bauweise, gemeinsam genutzte Ressourcen und ein reduzierter Flächenverbrauch sind dabei Kernthemen. Unter diesen Prämissen soll ein schonender Umgang mit der Mitwelt und eine intelligente Nutzung urban verdichteter Räume gewährleistet werden.

Gemeinsam mit der Bauherrschaft, die in verschiedenen Gestaltungs- und Entscheidungsdelegationen die Eckwerte und Gestaltungsentscheidungen des Projekts diskutiert haben, wurde das Projekt paritätisch mit den Planern entwickelt. Diese Einbindung erlaubte ein Höchstmaß an Mitbestimmung und dient zudem einer starken persönlichen Identifikation mit dem Projekt.

 


Modellfoto

 


Modellfoto

 

 

Flankiert von zwei großen Straßen und nordwärts auf den von der Peter-Vischer-Schule dominierten Bielingplatz gerichtet, soll ein bogenförmiges Gebäude den mit großen Bäumen bestandenen Innenhof vor Lärm und Einblicken abschirmen. Da die Kommune auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine neue U-Bahn-Haltestelle errichtet hat, erfährt das Grundstück eine starke Aufwertung. Die späteren Bewohner sind förmlich in „Spuckweite“ an den öffentlichen Nahverkehr angebunden und können damit leicht eine ursprünglich angedachte aber kostspielige Tiefgarage entbehren.

Eine maßgebliche Setzung des Entwurfes war, die Binnenerschließung des Gebäudes an den vom Verkehr umströmten Nordrand zu legen. Gleichzeitig sollen die offenen Laubengänge durch Aufweitungen und Sitznischen Begegnungsräume an dieser „internen Straße“ schaffen. Ein zentraler Treppen- und Aufzugsturm dient geschossweise die beidseits gelegenen Außenflure an. Am westlichen und östlichen Ende der Laubengänge wurden aus Brandschutzgründen Fluchttreppen angeordnet, die gleichzeitig eine wohnlichere Nutzung der Laubengänge ermöglichen.

 


Lichtstudie Eingangsbereich Bielingplatz

 


Farbskizze Eingangsbereich

 

Auf dem Dach des Gebäudes wurde ein großer Multifunktionsraum als Gemeinschaftsraum der Genossenschaft geschaffen, der sich auf einen sogar zum Gemüseanbau geeigneten Gemeinschafts-Dachgarten orientiert. Hier finden Feste und Treffen statt, hier kann gelesen und gesonnt werden.

 

 

So konnte die Grünfläche für den Kindergarten im Erdgeschoss großzügig ausgelegt werden. An Sonn- und Feiertagen, wenn keine Kinder da sind, stehen den Genossenschaftsmitgliedern Teile der Freifläche quasi als Doppelnutzung zur Verfügung.

Insgesamt konnten nach Abschluss der Planungsphase 26 Wohnungen in verschiedenen Größen und 5 Studentenappartements erreicht werden. Im Erdgeschoss findet der Waldorfkindergarten Hollerbusch www.hollerbusch-nuernberg.de seit 2019 ein neues Zuhause.

 

 

Der erste Spatenstich des Projektes erfolgte im November 2017, der Einzug in die Wohnungen hat im Herbst 2019 stattgefunden.

Die Gesamtkosten des Projektes (ohne Grundstück) liegen bei ca. 10,5 Mio €.